[size=24pt]Spock[/size]
Eine Sammlung persönlicher Daten die Schnüffler und Voyeure erfreut
"Google dich selbst", um herauszufinden, was die Onlinewelt von dir weiß, wird möglicherweise bald abgelöst - von der Personality-Suchmaschine Spock
Hand aufs Herz, wer möchte nicht wissen, was die Chefin und der Chef tun, wenn sie nicht gerade im Büro sind, oder in welchen Zirkeln sich die Nachbarn herumtreiben? Solche Neugier bedient, so weit es um Prominente geht, der Boulevard oder in gehobener Form das "Who's who". Für jederfrau und jedermann gibt es jetzt Spock.com, die Suchmaschine, die sich zum Ziel gesetzt hat, "jeden in der Welt" zu erfassen und zu durchleuchten.
Träger des "Stern-von-Rumänien-Ordens"
Vorerst muss Spock noch viel dazulernen, etwa dass Wolfgang Schüssel kein Vizekanzler der Republik ist und dass auch der Umstand, dass er Träger des "Stern-von-Rumänien-Ordens" ist, nicht das interessanteste Detail ist, das man vielleicht über den früheren Schweigekanzler erfahren will. Gewöhnliche Bewohnerinnen und Bewohner der Alpenrepublik wird man auf Spock vorerst kaum finden, und auch über deren Prominenz verschwindend wenig. Zwei Mio. Neugierige
Aber auch Yahoo und Google haben einmal klein angefangen, trösten sich die Erfinder. Immerhin hat die Personality-Suchmaschine seit ihrer Eröffnung vor rund zwei Wochen bereits zwei Millionen Besucher angezogen, sagen die Betreiber des kalifornischen Start-ups. Außerirdische wie Mr. Spok aus der "StarTrek"-Serie standen beim Namen angeblich nicht Pate, der aus einer Abkürzung entstand: "Single Point of Contact and Knowledge".
Gewissen
Ein schlechtes Gewissen, dass sie sich als Schnüffler betätigen würden und Privates öffentlich machen, plagt Jaideep Singh, einen der Mitgründer von Spock, nicht. Denn seine Suchmaschine würde nur in Datenbeständen suchen, die öffentlich zugänglich sind: persönliche Profile auf den florierenden sozialen Netzwerken wie MySpace, Facebook oder das aus Deutschland stammende Xing (früher OpenBC), Einträge in Wikipedia, Zeitungsgeschichten und andere Websites, die persönliche Daten enthalten, erklärte Singh gegenüber dem Onlinemagazin ZDnet. Wichtiges verstehen
Die Suchtechnik, die Spock entwickelt habe, sei anders als bei Suchmaschinen wie Google. Nachdem die Suchroboter mit Informationen zurückkommen, "versuchen wir ein Dokument zu verstehen und herauszufinden, was darin das Wichtigste ist", sagt Singh. Für ihr Verfahren gebe es eine Reihe von Patenten.
Beim Versuch von Computern, den Sinn von Dokumenten zu erfassen, kann es aber leicht zu Verwirrungen kommen, die für die Betroffenen weniger lustig sind, berichtete das Magazin Wired. So wurden zahllosen Teenagern eine Reihe wenig vorteilhafter Attribute ("Tags") zugeschrieben - wie "Mike X. ist ein fetter, zurückgebliebener Zuhälter, der gern Prostituierte vögelt" oder "Mary Y. arbeitet in einem Stripclub und besitzt einen Vibrator".
Spaß
Der Hintergrund: Diese Kids machten sich einen Spaß aus einer Facebook-Software, bei der man leere Zeilen in einem Profil über sich selbst ergänzt. Zu dumm nur, dass Spock selbst diese Anwendung in Umlauf geschickt hatte und jedes Wort der Ergebnisse glaubte und verwertete.
Andere Personen fanden sich plötzlich als Pädophile wieder, wie der Blogger John Aravosis, der ausführlich über den Sexskandal des Ex-US-Abgeordneten Mark Foley geschrieben hatte - was für die Algorithmen von Spock offenbar dasselbe ist wie den Akt zu begehen. Aravosis nimmt an, dass ihm die Berichterstattung seines Blogs die zweifelhafte Zuschreibung eingebracht hat. "Das ist jedenfalls großartiger Stoff für Klagen", wird er von Wired zitiert. Inzwischen hat Spock das Profil von Aravosis "bereinigt".
Tücke
In der Möglichkeit, dass registrierte Benutzer ihre Profile, aber auch die von anderen Personen selbst polieren können, liegt sowohl Hoffnung als auch Tücke für das Start-up. Denn einerseits könnte durch die Beteiligung der Benutzer der Umfang der Angaben rasch anwachsen - ebenso auch die Zweifel an deren Korrektheit. Allzu groß ist wahrscheinlich die Versuchung, sich selbst in ein vorteilhaftes Licht zu rücken, hingegen missliebige Bekannte oder Ex-Partner anzuschütten. Voting zu Details
Als Korrektiv zu dieser möglichen Verzerrung setzt Spock erneut in Web-2.0-Manier auf seine User: Denn durch Abstimmungen (Votings) über Bilder, Beziehungen und Zuordnungen (Tags) soll bewertet werden, wie zutreffend ein Profil ist - als ob Genauigkeit per Abstimmung entsteht.
Profile von rund 100 Millionen Personen
Derzeit habe Spock Profile von rund 100 Mio. Personen erstellt, und während Singh einräumt, dass die Suppe vor allem bei "gewöhnlichen Personen" noch ein wenig dünn sei, sagt er, dass für die Bewältigung der enormen Datenmengen einfach noch mehr Zeit nötig sei. Auch Videos, die von der YouTube-Generation freizügig zur Verfügung gestellt werden, sollen künftig Suchergebnisse zieren.
Das Geld für das Start-up kommt von den Risikokapital-Geber Clearstone Venture Partners und Opus Capital Ventures, die zusammen sieben Millionen Dollar in die Gründung gesteckt haben sollen. Verdient werden soll der Aufwand wie bei fast allen Neugründungen der vergangenen Jahre mit Werbung - die von Google zugeschaltet wird. ( Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 29. August 2007)
www.spock.com
Quelle: derstandard.at/
Eine Sammlung persönlicher Daten die Schnüffler und Voyeure erfreut
"Google dich selbst", um herauszufinden, was die Onlinewelt von dir weiß, wird möglicherweise bald abgelöst - von der Personality-Suchmaschine Spock
Hand aufs Herz, wer möchte nicht wissen, was die Chefin und der Chef tun, wenn sie nicht gerade im Büro sind, oder in welchen Zirkeln sich die Nachbarn herumtreiben? Solche Neugier bedient, so weit es um Prominente geht, der Boulevard oder in gehobener Form das "Who's who". Für jederfrau und jedermann gibt es jetzt Spock.com, die Suchmaschine, die sich zum Ziel gesetzt hat, "jeden in der Welt" zu erfassen und zu durchleuchten.
Träger des "Stern-von-Rumänien-Ordens"
Vorerst muss Spock noch viel dazulernen, etwa dass Wolfgang Schüssel kein Vizekanzler der Republik ist und dass auch der Umstand, dass er Träger des "Stern-von-Rumänien-Ordens" ist, nicht das interessanteste Detail ist, das man vielleicht über den früheren Schweigekanzler erfahren will. Gewöhnliche Bewohnerinnen und Bewohner der Alpenrepublik wird man auf Spock vorerst kaum finden, und auch über deren Prominenz verschwindend wenig. Zwei Mio. Neugierige
Aber auch Yahoo und Google haben einmal klein angefangen, trösten sich die Erfinder. Immerhin hat die Personality-Suchmaschine seit ihrer Eröffnung vor rund zwei Wochen bereits zwei Millionen Besucher angezogen, sagen die Betreiber des kalifornischen Start-ups. Außerirdische wie Mr. Spok aus der "StarTrek"-Serie standen beim Namen angeblich nicht Pate, der aus einer Abkürzung entstand: "Single Point of Contact and Knowledge".
Gewissen
Ein schlechtes Gewissen, dass sie sich als Schnüffler betätigen würden und Privates öffentlich machen, plagt Jaideep Singh, einen der Mitgründer von Spock, nicht. Denn seine Suchmaschine würde nur in Datenbeständen suchen, die öffentlich zugänglich sind: persönliche Profile auf den florierenden sozialen Netzwerken wie MySpace, Facebook oder das aus Deutschland stammende Xing (früher OpenBC), Einträge in Wikipedia, Zeitungsgeschichten und andere Websites, die persönliche Daten enthalten, erklärte Singh gegenüber dem Onlinemagazin ZDnet. Wichtiges verstehen
Die Suchtechnik, die Spock entwickelt habe, sei anders als bei Suchmaschinen wie Google. Nachdem die Suchroboter mit Informationen zurückkommen, "versuchen wir ein Dokument zu verstehen und herauszufinden, was darin das Wichtigste ist", sagt Singh. Für ihr Verfahren gebe es eine Reihe von Patenten.
Beim Versuch von Computern, den Sinn von Dokumenten zu erfassen, kann es aber leicht zu Verwirrungen kommen, die für die Betroffenen weniger lustig sind, berichtete das Magazin Wired. So wurden zahllosen Teenagern eine Reihe wenig vorteilhafter Attribute ("Tags") zugeschrieben - wie "Mike X. ist ein fetter, zurückgebliebener Zuhälter, der gern Prostituierte vögelt" oder "Mary Y. arbeitet in einem Stripclub und besitzt einen Vibrator".
Spaß
Der Hintergrund: Diese Kids machten sich einen Spaß aus einer Facebook-Software, bei der man leere Zeilen in einem Profil über sich selbst ergänzt. Zu dumm nur, dass Spock selbst diese Anwendung in Umlauf geschickt hatte und jedes Wort der Ergebnisse glaubte und verwertete.
Andere Personen fanden sich plötzlich als Pädophile wieder, wie der Blogger John Aravosis, der ausführlich über den Sexskandal des Ex-US-Abgeordneten Mark Foley geschrieben hatte - was für die Algorithmen von Spock offenbar dasselbe ist wie den Akt zu begehen. Aravosis nimmt an, dass ihm die Berichterstattung seines Blogs die zweifelhafte Zuschreibung eingebracht hat. "Das ist jedenfalls großartiger Stoff für Klagen", wird er von Wired zitiert. Inzwischen hat Spock das Profil von Aravosis "bereinigt".
Tücke
In der Möglichkeit, dass registrierte Benutzer ihre Profile, aber auch die von anderen Personen selbst polieren können, liegt sowohl Hoffnung als auch Tücke für das Start-up. Denn einerseits könnte durch die Beteiligung der Benutzer der Umfang der Angaben rasch anwachsen - ebenso auch die Zweifel an deren Korrektheit. Allzu groß ist wahrscheinlich die Versuchung, sich selbst in ein vorteilhaftes Licht zu rücken, hingegen missliebige Bekannte oder Ex-Partner anzuschütten. Voting zu Details
Als Korrektiv zu dieser möglichen Verzerrung setzt Spock erneut in Web-2.0-Manier auf seine User: Denn durch Abstimmungen (Votings) über Bilder, Beziehungen und Zuordnungen (Tags) soll bewertet werden, wie zutreffend ein Profil ist - als ob Genauigkeit per Abstimmung entsteht.
Profile von rund 100 Millionen Personen
Derzeit habe Spock Profile von rund 100 Mio. Personen erstellt, und während Singh einräumt, dass die Suppe vor allem bei "gewöhnlichen Personen" noch ein wenig dünn sei, sagt er, dass für die Bewältigung der enormen Datenmengen einfach noch mehr Zeit nötig sei. Auch Videos, die von der YouTube-Generation freizügig zur Verfügung gestellt werden, sollen künftig Suchergebnisse zieren.
Das Geld für das Start-up kommt von den Risikokapital-Geber Clearstone Venture Partners und Opus Capital Ventures, die zusammen sieben Millionen Dollar in die Gründung gesteckt haben sollen. Verdient werden soll der Aufwand wie bei fast allen Neugründungen der vergangenen Jahre mit Werbung - die von Google zugeschaltet wird. ( Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 29. August 2007)
www.spock.com
Quelle: derstandard.at/
glg kathi